Festansprache: 50 Jahre Posaunenchor

„Lobe den Herrn meine Seeele, und seinen heiligen Namen! Was er dir Gutes getan hat, Seele vergiss es nicht, Amen!“

Mit diesem Liedvers ist das reiche musikalische Gotteslob unserer Kirchgemeinde beschrieben: Der Gesang der Gemeinde, der Kurrende und der Chöre, das Spiel der Orgeln, die Streicher und die Holzbläser des Instrumentalkreises- und eben ganz besonders der Posaunenchor, zu dem ja nicht nur Posaunen sondern Trompeten und andere Instrumente zählen.

Vergiss es nicht, Seele, all das Gute: Unser Posaunenchor blickt auf 50 Jahre gemeinsames Musizieren zurück und die Kirchgemeinde gratuliert ganz herzlich dazu! Wir sagen allen Bläserinnen und Bläsern unseren herzlichen Dank für ihren treuen und fröhlichen Dienst!

Um genau zu sein: Die Musik des Posaunenchores erklingt seit 90 Jahren in Wiesa und Wiesenbad, denn bereits 1927 wurde der erste Posaunenchor gegründet, von dem wir leider fast nichts wissen. Es wurde musiziert und nichts aufgeschrieben. Da es mehr Bläser aus Wiesenbad als aus Wiesa gegeben haben soll, traf man sich zur Probe jedenfalls „auf halber Strecke“, beim „Busch-Moritz“ (ehemalige Gaststätte zwischen Wiesenbad und Wiesa). Wie in vielen Kirchgemeinden, so fiel auch bei uns der Chor dem 2. Weltkrieg zum Opfer, die jungen Bläser wurden „an die Front“ eingezogen.

1951 gab es einen neuen Start aber dieser Chor bestand leider nicht lange, er fiel einem Streit zwischen den Bläsern und dem Pfarrer zum Opfer. 1967 erfolgte der dritte Anlauf. Unter Leitung seines Gründers, Gottfried Backmann, musizierte der „neue Posaunenchor“ bis 1993, seither leitet ihn Kantorin Leonore Brand.

Unser Posaunenchor ist eine fröhliche Gemeinschaft über drei Generationen. Natürlich wird in den Proben konzentriert gearbeitet. Aber es gibt auch manchen Scherz und Spaß, nicht zu vergessen, zu Geburtagstagen und anderen Anlässen „einen auszugeben“. Kein Wunder, dass die meisten Bläser treu „zur Stange“ halten, der gemeinsame Übungsabend jede Woche einfach dazu gehört.

Natürlich setzt das einen dauernden Einsatz für die Ausbildung des Nachwuchses voraus. Viele erfahrene Bläser haben in der Vergangenheit junge Anfänger unterrichtet, ungezählt die vielen damit verbundenen ehrenamtlichen Stunden! Alle unsere heute jüngeren Bläser hat Leonore Brand in den Jahren ausgebildet. Freilich war auch manche Mühe umsonst. Einige Bläser haben aufgegeben oder sind weggeblieben. Wie wäre es, wenn dieser oder jener wieder zum Instrument griffe und mitspielte? Unser Fest soll eine herzliche Einladung sein! Kinder als Bläserschüler sind ebenso herzlich willkommen!

Der Posaunenchor ist jedoch kein dörflicher Musikverein sondern er ist eine Dienstgemeinschaft zum Lob und zur Ehre Gottes: „Lobe den Herrn, meine Seele!“
Unsere Bläser gestalten Gottesdienste und Feste der Kirchgemeinde mit, sie gestalten eigene Gottesdienste. Sie blasen in der Advents- und Weihnachtszeit vom Kirchturm, im Dorf, in der Turnhalle oder vom Balkon der Klinik. Die Open-Air-Gottesdienste im Kurpark Wiesenbad zu Pfingsten, die Johannesandachten auf den Friedhöfen werden vom Posaunenchor begleitet – und was da noch alles so aufzuzählen wäre …

Besonders eng ist auch die Verbundenheit mit den Posaunenchören der Schwestergemeinde Neundorf und der methodistischen Gemeinde. Viele gemeinsame Dienste wie zu Weihnachten oder am Himmelfahrtstag oder zu Pfingsten und zu Festen verbinden die Chöre.
Eine wahrscheinlich in Deutschland einmalige Freundschaft besteht zwischen unserem und dem Posaunenchor der Partnergemeinde Münkeboe – Moorhusen in Ostfriesland. Im Juni werden sich die Bläser zum 21. Mal in ununterbrochener Reihenfolge abwechselnd und heuer an der Nordsee treffen, zusammen musizieren und fröhlich feiern. Das ist gelungene deutsche Einheit!

Stellvertretend für alle, die sich treu und aufopferungsvoll um unseren Posaunenchor bemüht haben, sei an dieser Stelle besonders der heimgegangenen Kurt Bauer und Gottfried Backmann in tiefer Dankbarkeit gedacht. Sie und manch anderen Personen, denen der Posaunenchor ein Herzensanliegen war, verdanken wir, dass Gottes Lob bis heute in unserer Gemeinde hörbar erschallt.

Meiner Frau – als Kantorin und Leiterin unseres Posaunenchores sowie als Ephoralposaunenchorleiterin für den Kirchenbezirk Annaberg – möchte ich als Pfarrer der Gemeinde persönlich in Liebe für ihren unermüdlichen Einsatz danken!
Möge aber vor allem der Chor vom Herrn gesegnet sein, damit seine Musik noch lange bei uns erklingt – Gott zur Ehre und den Menschen zur Freude!

Wiesa, im Mai 2017

Matthias Brand